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08.03.24 –
Das Thema Windkraft erhitzt die Gemüter: Es gibt Leserbriefe, Flyer, Demonstrationen und Infoabende von Befürwortern und Gegnern. Die Sitzungen des Gemeinderats und die Bürgersprechstunde sind so gut besucht wie selten zuvor. Viele Böblinger*innen äußern sich zum Thema Wald und Wind. Das ist gut so.
Böblingen hat eine starke Wirtschaft mit Weltmarktführern und vielen Hidden Champions. Sie alle brauchen Strom. Unsere Privathaushalte werden zukünftig mehr Wärmepumpen und Elektroautos betreiben. Alle brauchen günstigen erneuerbaren Strom aus Wind und Sonne. Günstiger Windstrom wird heute vor allem im Norden produziert, im industriellen Süden fehlt er. Dieses Ungleichgewicht birgt die Gefahr, dass wie in Norwegen mehrere Strompreiszonen entstehen und der Strom bei uns im Süden deutlich teurer wird als im Norden. Das hätte gravierende Folgen für unsere Wirtschaft, unsere Gewerbesteuereinnahmen und unsere Haushalte.
Die Problematik ist erkannt und führt zu dem Ziel, Windkraftanlagen im Süden zu bauen. In der Region Stuttgart sollen deshalb 1,8 Prozent der Fläche als Windvorranggebiete ausgewiesen werden. Durch den technischen Fortschritt und höhere Windkraftanlagen kann auch im Süden sehr wirtschaftlich Windstrom erzeugt werden. Kein Wunder also, dass das Thema Windkraft auch in Böblingen auf der Tagesordnung steht.
Im Dezember 2022 wurden wir erstmals über die vorläufigen Suchraumkulissen informiert. Die Stellungnahme an die Region erfolgte dann nach intensiver Diskussion Anfang Februar 2024. Gleichzeitig wurde die Bildung einer Vergabegruppe für die Fläche BB-14 hinter der B464 beschlossen. Die Vergabegruppe legt Anforderungen und Kriterien fest und schlägt dem Gemeinderat einen möglichen Betreiber vor, über den der Gemeinderat dann entscheidet. Über die Verpachtung selbst wird später separat entschieden. Vor der Verpachtung werden noch detaillierte Untersuchungen durch den ausgewählten Betreiber durchgeführt. Erst dann ist klar, ob, mit wem und zu welchen Konditionen ein Windpark möglich ist.
Für uns Grüne ist die Abwägung nicht einfach: Unser Stadtwald hat eine wichtige Naherholungsfunktion, speichert CO2 und bietet Lebensraum für viele Tierarten. Hinzu kommt, dass in der Vergangenheit großzügig Bäume gefällt wurden: aus finanziellen Gründen, aber auch für diverse Projekte wie Umgehungsstraßen (B464, Netzkonzeption-Ost), Autobahnverbreiterungen, Kasernenerweiterungen, Krankenhausgelände, IBM-Labor und vieles mehr. Eine weitere, wenn auch verhältnismäßig geringe Reduzierung des Stadtwaldes ist daher nur schwer vorstellbar. Aber es stellt sich auch die Frage, wie sich der Zustand unseres Waldes verändert, wenn wir die Windkraft kategorisch ablehnen. Die größte Bedrohung für den Wald ist der Klimawandel. Ohne Klimaschutz und ohne Windkraft würde insgesamt viel mehr Wald verloren gehen sowie die Artenvielfalt und die Naherholung deutlich stärker leiden.
Deshalb ist es unser Ziel, Windkraft auch im Wald zu ermöglichen und gleichzeitig die Naherholung zu stärken. Bei der Bewirtschaftung unseres Stadtwaldes möchten wir die finanziellen Aspekte nicht mehr so stark in den Vordergrund stellen. Gleichzeitig möchten wir mehr in die Instandhaltung der Waldwege investieren. Der Fokus soll auf Naherholung sowie dem Erhalt und der Stärkung von widerstandsfähigen Baumarten liegen. Bei möglichen Windkraftstandorten werden wir auf die Auswahl geringwertiger Flächen (z. B. Fichten) sowie auf eine waldschonende Erschließung achten und uns für eine hochwertige Gestaltung der Flächen an den Windkraftanlagen einsetzen.
Tim Göhner und Markus Helms
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
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Monatliches Treffen für Mitglieder und Freunde von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Ortsverband Böblingen/Schönbuch
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