Packen wir es an

07.07.23 –

Neulich habe ich am Nachbartisch in einem Café einer regen Diskussion zugehört. Es ging dabei um die Energiewende, die Wärmewende und um Klimaschutz.

Und wie so oft wurden die üblichen Argumente ausgetauscht: Woher soll eigentlich die Energie kommen, die Stromnetze reichen doch sowieso nicht, die Klimawandel-Prognosen seien doch nicht so genau, oder man weiß doch eh nicht, wie es in Zukunft einmal kommen wird.

Alles Argumente, um heute nichts tun zu müssen

Ein wenig erinnerten mich die Argumente an meine Argumente, wie ich sie früher anbrachte, wenn es darum ging, mein Zimmer aufzuräumen. Als Kind sind mir hundert Argumente eingefallen, um nicht mit dem Aufräumen anzufangen. Selbst Schulsachen-Erledigen wurde als Argument gegen das Zimmer-Aufräumen genutzt. Nur um jetzt nichts tun zu müssen. Und die Eltern wissen es selbst ganz genau: alles nur vorgeschobene Argumente, um nicht das Zimmer aufzuräumen.

Zurück zur Energiewende

Wir sind als Region und damit auch als Stadt Böblingen eine der wirtschaftsstärksten Orte in Deutschland. Wir beheimaten große Weltkonzerne und entwickeln und produzieren Autos für die Welt oder entwerfen innovative Elektronik. Und wir verbrauchen enorm viel Energie. Energie, die heute meist nicht erneuerbar ist und zudem nicht bei uns produziert wird. Und damit ist unser Erfolg aktuell, so ehrlich müssen wir sein, abhängig von Akteuren, die den Strom für uns erzeugen oder Energie in anderer Form für uns bereitstellen. Durch die Windkraft, die bisher hauptsächlich im Norden erzeugt wurden, steht viel erneuerbare Energie im Norden zur Verfügung, der nicht zu uns transportiert werden kann. Neue Firmen siedeln sich daher nicht bei uns, sondern im Norden an.

Ein Problem, das bekannt, aber lange Zeit ignoriert wurde. Erst jetzt wird dieses Problem, das auch Böblingen direkt betrifft, angegangen. Die Europäische Union hat den erneuerbaren Energien Vorrang eingeräumt, die Ampel-Bundesregierung die Genehmigungsverfahren beschleunigt und verbindliche Flächenziele vorgegeben. Das Land hat die Zielwerte für die Regionen festgelegt und einen Windatlas entworfen. Im Landkreis werden die Potenzialgebiete für den Ausbau der Windenergie ausgewiesen. Auch wir haben im Dezember die vorläufigen Suchraumkulissen für Photovoltaik und Windkraft in Böblingen definiert. Die Voraussetzungen sind nun geschaffen, dass neben Photovoltaik auch Windkraftanlagen im Süden Deutschlands gebaut werden können, um Strom dort zu erzeugen, wo heute der Strom gebraucht wird.

Für die Windkraft in Böblingen gibt es beispielsweise vier geeignete Flächen. Diese sind entlang der Bahnlinie nach Stuttgart, dort, wo demnächst auch das Portal für den Pfaffensteigtunnel zum Flughafen gebaut werden soll, im Wald nahe Musberg, entlang der B 464 bei Holzgerlingen und in Dagersheim an der K 1000 nach Ehningen. Dabei weisen alle vier Flächen gute Windverhältnisse auf.

Nun sind wir am Zug und es liegt an uns, als Bürger, aber auch als Stadt und als Gemeinderat diesen Prozess weiter positiv zu begleiten und die Energiewende zu einem Erfolg zu machen.

Denn für uns Böblinger und Dagersheimer stellt sich die Frage: Wollen wir weiterhin mit unserer starken Wirtschaftskraft innovative Produzenten bleiben und damit die Geschicke der Welt mitbestimmen oder wollen wir zu reinen Konsumenten werden und andere auf der Welt bestimmen für uns, wo es lang geht?

Also hören wir auf mit dem Ausreden-Suchen, sondern packen wir es gemeinsam an.

Und machen unser Projekt daraus.

Tim Göhner
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

Kategorie

Gemeinderat | Ortschaftsrat

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