Böblingen und die Identität seiner Altstadt

In unserer Stadt wird sehr viel gebaut. Sie verändert sich stark, zu Gunsten des dringend benötigten Wohnraums, hauptsächlich in der Unterstadt rund um die Bahnhofstraße. Es wäre meiner Meinung nach ein fataler Fehler, dieses Architekturkonzept in die Altstadt zu übertragen.

11.02.22 –

In unserer Stadt wird sehr viel gebaut. Sie verändert sich stark, zu Gunsten des dringend benötigten Wohnraums, hauptsächlich in der Unterstadt rund um die Bahnhofstraße. Es wäre meiner Meinung nach ein fataler Fehler, dieses Architekturkonzept in die Altstadt zu übertragen.

Ein Abriss der vorhandenen alten Häuser, die den Bombenangriff in der Nacht zum 7. Oktober 1943 überstanden haben, die Geschichte haben, die Zeitzeugen sind, sollte unbedingt verhindert werden. Der Bauantrag, ein prägendes Gebäudeensemble im Künstlerviertel durch ein neues Gebäude für betreutes Wohnen zu ersetzen, hat mich sehr schockiert.

Natürlich ist es wichtig, neue Wohnungen zu bauen. Ältere Menschen wie auch junge Familien brauchen Wohnraum, aber ich kann mir absolut nicht vorstellen, das Künstlerviertel abzureißen und stattdessen ein vierstöckiges Haus mit Flachdach hinzustellen! Das würde den ganzen Charakter des Viertels verändern, leider im negativem Sinn. In den 1990er-Jahren war das Künstlerviertel ein sehr beliebtes Ausgehviertel, bekannt in der ganzen Region Stuttgart. Ich denke zwar nicht, dass es wieder so sein könnte wie früher, aber es gibt sicher gute Möglichkeiten für eine Neunutzung.

Im technischen Ausschuss wurden die Baupläne abgelehnt!

Zum Glück sind sich da die Stadtverwaltung und der technische Ausschuss (ATUS) weitgehend einig, diese Pläne nicht zuzulassen. Sie stimmen da mit dem Baurechtsamt überein, das die Pläne als nicht genehmigungsfähig eingestuft hat. Ein Gebäude in dieser Höhe mit Flachdach, in der Altstadt, wo nur Satteldächer vorgesehen sind, würde sich auch schlecht in die Umgebung einfügen. Der vorgestellte und zwischenzeitlich abgelehnte Entwurf entspricht überhaupt nicht dem, was ich mir für dieses Viertel vorgestellt habe. Das Gebäude Enge Gasse 11 stand einmal unter Denkmalschutz. Es wurde jedoch baulich so verändert, dass der Denkmalschutz aberkannt wurde. So etwas darf nicht passieren.

Ich bin selbst auch eine Ur-Böblingerin

Ich bin hier geboren und aufgewachsen, so wie meine Großeltern und deren Eltern. Darum liegt mir auch viel daran, gerade die Innenstadt mit ihren kleinen netten Quartieren zu erhalten. Ich hoffe sehr, die Eigentümerin und die Stadt kommen zu einer Einigung. Es gibt wohl seit 2016 zwischen der Eigentümerin und der Stadt einen Dialog. Es wurden auch schon verschiedene Planungen vorgelegt und besprochen. Ich hoffe sehr, das alles führt zu einer guten Lösung.

Die Altstadt sinnvoll aufwerten

Es gibt viele gelungene Beispiele für Altstadtsanierung und Altbauten, wie zum Beispiel in Sindelfingen oder an der deutschen Fachwerkstraße. Auch das Gassenquartier in Dagersheim ist ein gutes Beispiel für den Erhalt historischer Gebäude. Erhaltenswert ist auch das Gebäude der Unteren Gasse, wo noch Teile der historischen Stadtmauer vorhanden sind. Ich finde es für die Identität der Stadt äußerst wichtig, die noch vorhandenen alten Gebäude zu erhalten, zu sanieren und einer zukunftsfähigen Nutzung zuzuführen.

Klimaschutz beachten!

Die Sanierung eines Altbaus ist in der Regel klimafreundlicher, als ein neues Haus zu bauen. Bei einem Neubau werden viel größere Mengen Baustoff verwendet und verarbeitet. Auch für die Entsorgung alter Materialien wird Energie verbraucht.

Ideen sammeln

​Ich würde mich sehr freuen, wenn sich die Bürger mit guten Ideen einbringen würden, wie man das ehemalige Künstlerviertel neu nutzen könnte. Hierzu können Sie sich an mich wenden. Schreiben Sie mir gerne an Claudia.Maresch@Stadtrat-Boeblingen.de

 

Ihre

Claudia Maresch

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

Kategorie

Gemeinderat