Klärschlamm: Verwerten statt Entsorgen

In der Juni-Sitzung des Gemeinderats berichtete Bürgermeister Heizmann über den Sachstand zur Untersuchung einer Klärschlammverwertung beim Restmüllheizkraftwerk (RMHKW) im Böblinger Wald. Ebenso wurde das Thema bereits im Kreistag, in Leserbriefen und im Netz angesprochen. Wenn Sie, liebe Böblingerinnen und Böblinger, nun also von Klärschlamm-Mono-Verbrennung lesen, wird bei Ihnen vermutlich die Erinnerung an die Diskussionen der 90er Jahre mit dem Slogan „Vermeiden statt Verbrennen!“ wach. Womöglich machen Sie sich Sorgen um unseren Wald, unsere Luft, den Verkehrslärm und fragen sich, warum man ausgerechnet bei uns schon wieder eine Verbrennungsanlage bauen möchte.

03.07.20 –

In der Juni-Sitzung des Gemeinderats berichtete Bürgermeister Heizmann über den Sachstand zur Untersuchung einer Klärschlammverwertung beim Restmüllheizkraftwerk (RMHKW) im Böblinger Wald. Ebenso wurde das Thema bereits im Kreistag, in Leserbriefen und im Netz angesprochen. Wenn Sie, liebe Böblingerinnen und Böblinger, nun also von Klärschlamm-Mono-Verbrennung lesen, wird bei Ihnen vermutlich die Erinnerung an die Diskussionen der 90er Jahre mit dem Slogan „Vermeiden statt Verbrennen!“ wach. Womöglich machen Sie sich Sorgen um unseren Wald, unsere Luft, den Verkehrslärm und fragen sich, warum man ausgerechnet bei uns schon wieder eine Verbrennungsanlage bauen möchte.

Die Grüne Fraktion hat sich deshalb sehr intensiv mit der Thematik Klärschlamm-Verwertung auseinandergesetzt. Wir haben uns die Zielsetzungen angesehen und zwei mögliche Varianten der Klärschlamm-Behandlung bewertet: dezentrale Verwertung nur für unsere Kläranlage Böblingen-Sindelfingen (z.B. mittels Pyrolyse) und zentrale Verwertung mittels Mono-Verbrennung beim RMHKW im Zusammenschluss mit umliegenden Kommunen.  

Die wichtigsten Ziele sind:

  • Der wertvolle, nicht erneuerbare Rohstoff Phosphor muss aus dem Klärschlamm zurückgewonnen werden. Dazu sind wir ab 2029 gesetzlich verpflichtet.
  • Klimaneutraler Kreislauf von Kohlenstoff und CO2: Nahrungswachstum (CO2 Entzug) -> Verdauung -> Klärung -> Wärmegewinnung (CO2 Ausstoß).
  • Schädliche Stoffe wie Arzneimittel, Mikroplastik, etc. müssen dem Kreislauf entzogen werden.
  • Technische Zuverlässigkeit muss absolut gegeben sein, da Klärschlamm unvermeidbar ist (Daseinsvorsorge).

Klärschlamm darf nicht mehr auf Felder ausgebracht werden. Nur wenige Unternehmen bieten die Abholung unseres Klärschlamms an. Dafür bezahlen wir immer höhere Preise, ohne dass wir Phosphor oder Wärme gewinnen. Wir müssen also etwas tun.

Eine dezentrale Lösung für die knapp 10.000 t Klärschlamm pro Jahr aus Böblingen und Sindelfingen wäre vermutlich bei unserer Kläranlage zu errichten, beispielsweise eine Pyrolyse-Anlage mit gutem ökologischem Fußabdruck. Noch gibt es wenig Erfahrungen zur Zuverlässigkeit und Klimaneutralität. Zu untersuchen wäre, ob eine Phosphor-Rückgewinnung möglich und ob das Endprodukt in der Landwirtschaft verwendbar wäre, da es im Moment nicht zugelassen ist.

Mit einer zentralen Mono-Verbrennungs-Anlage beim RMHKW könnten die Gemeinden im Umkreis gemeinsam ihre Verwertungsaufgabe lösen. Dabei könnte man Synergie-Effekte nutzen: Mit getrocknetem Klärschlamm Fernwärme erzeugen (Primärenergiefaktor = Null, also klimaneutral) und im Sommer Abwärme aus der Müllverbrennung zur Klärschlamm-Trocknung nutzen. Wirtschaftlich sinnvoll wäre solch eine Anlage, wenn sich genügend Kommunen aus der näheren Umgebung zusammenschließen. Die technischen Verfahren zur Wärmeauskopplung und Phosphor-Rückgewinnung aus der Asche gelten als umsetzbar.

Wir denken: Eine klimaneutrale, verlässliche Klärschlamm-Verwertung beim RMHKW zusammen mit den umliegenden Kommunen kann für Böblingen sinnvoll sein. Da es nicht um „Vermeiden statt Verbrennen!“ geht, sondern um „Verwerten statt Entsorgen“, sind wir gespannt auf die Untersuchungen zur Umsetzung. Den Entscheidungsprozess, der mit intensiver Öffentlichkeitsarbeit in einem transparenten Verfahren erfolgen muss, werden wir konstruktiv-kritisch begleiten und dabei insbesondere auf Klimaschutz-Belange, Regionalität und den Schutz unseres Waldes achten.

 

Schreiben Sie uns gerne zu diesem Thema!

Meike Nestele und Markus Helms

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